Unsere Leitgedanken
Das „Vielfaltstableau“ ist eine Sammlung von Fallbeispielen (sogenannter Porträts) von Kindern und Jugendlichen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, verschiedener sozialer und kultureller Herkunft sowie mit oder ohne diagnostizierten sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf. Dies trägt einem weiten Begriffsverständnis von Inklusion Rechnung. Jedes Portrait wurde unter Beachtung aktueller, fachwissenschaftlicher Standards und auf der Basis langjähriger Berufserfahrungen der jeweiligen Fallgeberin entwickelt und vollständig anonymisiert.
Die Konzeption des Vielfaltstableaus basiert auf fünf Leitgedanken, die theoretisch fundiert und durch die Erfahrungen der Autor:innen untermauert sind.
Erster Leitgedanke: INDIVIDUALITÄT
Persönlichkeitsmerkmale und Umfeldbedingungen können von den Kindern individuell und subjektiv ganz unterschiedlich erlebt werden. Daher muss die Umsetzung von Inklusion bei der Einzigartigkeit und Individualität jedes Kindes, d.h. an seinen Bedürfnissen, Interessen und Potenzialen ansetzen.
Zweiter Leitgedanke: DAS KIND STEHT IM MITTELPUNKT DER INKLUSION
Die Erfüllung der kindlichen Grundbedürfnisse und die ressourcenorientierte, professionelle Diagnose- und Förderkompetenz sind die Basis für das Gelingen pädagogischer Arbeit mit dem Ziel der individuellen Persönlichkeitsstärkung und der vielfältigen Kompetenzentwicklung des Kindes.
Dritter Leitgedanke: GANZHEITLICHKEIT
Ausgehend von einer stärken- und ressourcenorientierte Sichtweise auf das Kind muss es in seinem komplexen Lebensumfeld und im Sinne einer intersektionalen Betrachtung des Zusammenspiels verschiedener Heterogenitätsdimensionen gesehen, wertgeschätzt und berücksichtigt werden.
Vierter Leitgedanke: TEILHABE
Allein die Teilnahme am Regelunterricht ist nicht gleichbedeutend mit echter Teilhabe.
Häufig ist das Phänomen der „Exklusion/
sozialen Isolation“ beim Versuch einer Integration zu beobachten.
Gründe dafür liegen insbesondere im Nichterkennen unsichtbarer Barrieren.
Diese liegen häufig im Bereich der Kommunikationsmöglichkeiten sowie der sozial-emotionalen Teilhabe.
Die Teilhabemöglichkeiten dürfen daher nicht auf die einseitige Orientierung an kognitiven Leistungen
und standardisierten Kompetenzen reduziert bleiben.
Fünfter Leitgedanke: QUALITÄTSSTANDARDS
Auf der Grundlage empirisch abgesicherter Qualitätsstandards und Instrumente zu deren Überprüfung
soll Inklusion im Hinblick auf die UN-Behindertenrechtskonvention (vgl. Artikel 24 Abs. 2e CRPD)
durch wirksame und bestmögliche Unterstützungsmaßnahmen in einem Umfeld zur idealen Förderung gewährleistet werden.
ZIEL des Vielfaltstableaus ist die Sensibilisierung für die individuelle Kinderperspektive und grundlegenden Fragen bei der Umsetzung von Inklusion. Das Vielfaltstableau ermöglicht es beispielhaft, auf Basis der im jeweiligen Fallbeispiel gegebenen Informationen, eine ressourcen- und kindorientierte Kind- Umfeld- Analyse durchzuführen. Darauf aufbauend können Möglichkeiten einer am Kind orientierten individuellen Förderung erarbeitet und (im Idealfall) im multiprofessionell zusammengesetzten Team diskutiert werden. Das Kind steht dabei im Mittelpunkt von inklusiven Handlungsschritten. Gleichzeitig wird die Frage gestellt, wie andere Kinder der Lerngemeinschaft von einem solchen Förderkonzept profitieren könnten. Bei der Erarbeitung möglicher Förderkonzepte geht es nicht um rezeptartige „Fertiglösungen“, sondern vielmehr um die Formulierung klärungsbedürftiger Fragen und eine Sensibilisierung für den Prozesscharakter inklusiver Bildungsbegleitung.
Ausgehend vom dritten Leitgedanken des Vielfaltstableaus, das Kind in seinem komplexen Lebensumfeld ganzheitlich wahrzunehmen, gliedert sich der Aufbau der Portraits in die Beschreibung der individuellen Ausgangslage des Kindes, des sozialen Umfelds sowie
- in der Classic-Edition: in erforderliche professionelle Kompetenzen, mögliche Ansprechpartner:innen und spezifische Fachliteratur.
- in der Study-Edition: in pädagogische Situationen, die weiterführend mehrperspektivisch betrachtet werden. In dieser Version ist die Reflexion der eigenen Denk- und Handlungsweisen in Bezug auf das portraitierte Kind essentiell. Dazu stehen Lernaufgaben, Dokumentationsmöglichkeiten und ein Wiki mit Fachbegriffen bereit.